Buchempfehlungen

Zu hochbegabten Erwachsenen, insbesondere zu spät erkannten, gibt es bislang leider noch wenig wissenschaftlich fundierte Literatur. Aber das Thema stößt in der Forschung mehr und mehr auf Interesse, sodass wir erwarten können, dass in Zukunft weitere Werke dazukommen werden.  

Daneben existieren einige Ratgeber – häufig aus Sicht der Beratungspraxis verfasst, was naturgemäß ein selektives Bild der Hochbegabten zur Folge hat, aber keineswegs bedeutet, dass diese Werke nicht nützlich und hilfreich wären! Im zweiten Teil der Liste sollen daher Empfehlungen aus der Special Interest Group „Spät erkannte Hochbegabte“ gesammelt werden.

Intelligenz​

Pietschnig, J. (2021). Intelligenz: Wie klug sind wir wirklich?

Ein Buch, das mit Mythen und falschen Vorstellungen über Intelligenz auf unterhaltsame und fundierte Weise aufräumt.

Ein knappes, gut lesbares und wissenschaftlich fundiertes englischsprachiges Übersichtswerk zu Intelligenz.

Twice-Exceptionality

Twice-Exceptionality (kurz „2e“) bezeichnet das Phänomen, dass Hochbegabung mit einer weiteren Besonderheit einhergeht, etwa AD(H)S, Autismus-Spektrum-Störungen, Teilleistungsschwächen, Behinderungen o. ä. Bei Mensa ist der Anteil an „Twice-Exceptionals“ höher als in repräsentativen Hochbegabtenstichproben, was dieses Buch besonders interessant macht. Webb beschreibt sowohl 2e (Doppeldiagnosen) als auch Fehldiagnosen (Fehlidentifikation hoher Begabung als Störung und umgekehrt), die Herausforderungen der Diagnose und des Umgangs damit.

Hochbegabung und Psychotherapie​​

Ein wissenschaftlich fundiertes Buch aus der therapeutischen Praxis. Wenngleich es noch wenig systematisches Wissen zur Psychotherapie mit Hochbegabten gibt, gelingt es Sabine Stark, aus Befunden der Hochbegabungs- und der Psychotherapieforschung zahlreiche relevante Aspekte abzuleiten, die sie mit Erfahrungen aus der eigenen Praxis untermauert.

James T. Webb befasst sich in diesem Buch, das auf einzigartige Weise Fachliches mit Persönlichem verbindet, mit dem Phänomen der existentiellen Depression, die seiner Erfahrung nach bei Hochbegabten besonders verbreitet ist. Sie resultiert aus einem starken Idealismus, der sich aus der hohen Vorstellungskraft Hochbegabter speist, die oft sehr gut erkennen, wie eine „ideale Welt“ aussehen könnte. Der Kontakt mit der Realität führt jedoch häufig zu Desillusionierung, Enttäuschung und Isolation. Der Autor beschreibt verschiede Möglichkeiten, damit umzugehen.

Theorie der Positiven Desintegration​

Dabrowskis Theorie der Positiven Desintegration (TPD) geht von einem Hochbegabungsbegriff aus, der Begabung als hohes Entwicklungspotenzial begreift. Dieses hat drei Komponenten: (1) hohe Begabung und/oder besondere bereichsspezifische Talente, (2) die sogenannten „Overexcitabilities“, besondere Ansprechbarkeit und Reagibilität auf bestimmte Reize (intellektuelle, imaginative, emotionale, psychomotorische und sinnliche) und (3) der sogenannte „dritte Faktor“, ein innerer Antrieb, um die eigene Persönlichkeit hin zum eigenen Idealselbst weiterzuentwickeln. Hohes Entwicklungspotenzial geht gemäß der TPD notwendigerweise mit zeitweiligen psychischen Krisen einher. Diese sind jedoch bei allem Leid, das sie mit sich bringen, keineswegs als ausschließlich negativ zu begreifen: Im Gegenteil sind sie Anzeichen einer „positiven Desintegration“, die im besten Fall zu einer Integration auf einer höheren Entwicklungsebene führt, die es dem begabten Menschen ermöglicht, im Einklang mit seinen Werten zu leben und zu handeln.

Empirische Untersuchungen hochbegabter Erwachsener

Die britische Psychologin Joan Freeman hat ab 1974 insgesamt 210 Kinder begleitet, die von ihren Eltern als hochbegabt identifiziert wurden. In diesem Buch beschreiben die nun Erwachsenen im Rückblick ihr Leben, was sie aus ihrem Potenzial gemacht haben und welche Hindernisse sich dabei auftaten.

Die Autorin beschreibt die Ergebnisse einer zehn Jahre andauernden Studie Hochbegabter, die bereits als Kind als hochbegabt identifiziert wurden. Das Buch fasst die Erkenntnisse aus insgesamt 100 Interviews mit hochbegabten Erwachsenen zwischen 18 und 90 Jahren zusammen, die ein breites Spektrum an familiären, Bildungs- und Berufshintergründen abdecken.