Prävention von (sexueller) Gewalt

Ziele der Prävention bei Mensa

Die Sicherheit unserer Mitglieder ist uns ein grundlegendes Bedürfnis. Oberste Priorität hat die Sicherheit von Kindern und Jugendlichen, für die wir Verantwortung übernehmen. Doch wir tragen auch Verantwortung für das Wohlergehen der Mitglieder im Verein und für alle Teilnehmenden bei der Vielzahl an Veranstaltungen, die wir organisieren.

Um das Ziel eines bestmöglichen Schutzes vor Gewalt im Verein zu erreichen, hat Mensa Teil-Bereiche aufgebaut. Wir unterscheiden:

  1. Prävention 
    Verhindern, dass etwas passiert.
  2. Intervention 
    Auf eine konkrete Situation reagieren, wenn etwas passiert ist.
  3. Aufarbeitung: Intitutionell und individuell 
    Den Betroffenen eine Stimme geben, aufklären, verhindern, dass etwas wieder passiert.

1. Prävention

Um Vorfällen präventiv entgegenzuwirken, arbeiten wir derzeit an einem umfassenden institutionellen Schutzkonzept. Dieses enthält unter anderem einen Verhaltenskodex, Schulungen und weitere vorbeugende Maßnahmen, die ein sicheres und respektvolles Umfeld fördern sollen.

Angesichts von Vorfällen im Verein hat die Mitgliederversammlung im April 2023 in Stuttgart folgenden Beschluss gefasst:

Die MV missbilligt jede Form von sexueller Gewalt und begrüßt die seit Jahren bestehenden Bemühungen zur Prävention und die insbesondere in den letzten Monaten getroffenen Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit auf Veranstaltungen des Vereins und der MinD Stiftung.

Die MV nimmt die bereits angelaufenen Aktivitäten zur Aufarbeitung des Geschehenen zur Kenntnis und beauftragt den Vorstand, über Zwischenergebnisse in geeigneter Weise zu informieren und der MV 2024 einen Bericht über den dann gegebenen Stand vorzulegen.

Die hier Versammelten bitten alle diejenigen um Vergebung, denen trotz aller Aufmerksamkeit und Präventionsbemühungen Leid geschehen ist, und drücken mit diesem Beschluss ausdrücklich ihr Mitgefühl und ihre Solidarität mit den Betroffenen aus.

 

Auf der Mitgliederversammlung (MV) in Duisburg 2024 wurde diese Haltung bekräftigt und eine Änderung der Präambel unserer Satzung beschlossen:

Wir setzen uns ein für einen respektvollen Umgang mit allen Menschen unter Wahrung ihrer Grenzen. Jeder Mensch verdient die gleiche Würde, unabhängig von u.a. Hautfarbe, sexueller Orientierung, Identität, Geschlecht, Herkunft, Behinderungen, Alter und Weltanschauung/Religion. Uns ist eine Konfliktlösung im Diskurs und Austausch ohne Gewalt und Erniedrigung wichtig.

Der Verein ergreift zum Schutz von Mitgliedern und Veranstaltungsteilnehmenden geeignete Maßnahmen, beispielsweise zur Prävention und Inklusion. Diese werden in einem Konzept zusammengefasst, stetig geprüft und gegebenenfalls verbessert.

Ideal wäre, wenn Prävention alle Fälle verhindern könnte. Uns ist allerdings bewusst, dass auch die beste Prävention nicht alle Vorfälle verhindern kann. Falls es zu einem Vorfall kommt, möchten wir ein Klima schaffen, in dem Betroffene und Beteiligte, aber auch Beschuldigte und unsere ehrenamtlich Aktiven sich vertrauensvoll an unsere Ansprechpersonen wenden können. Dies kostet Überwindung und verdient größten Respekt.

Vereinsinterne Anlaufstelle & Beratung

Unsere vereinsinterne Anlaufstelle wird von Ehrenamtlichen mit entsprechender Schweigepflicht und fachlicher Vorbildung betreut. An diese können sich Betroffene, aber auch Beteiligte oder Personen, die in sonst irgendeiner Form Unterstützung brauchen, jederzeit wenden. Dies geschieht noch im Bereich “Prävention”, um die Schwelle für ein Ansprechen niedrig zu halten. Oft ist ja noch überhaupt nicht klar ist, ob bei einem Gespräch überhaupt Intervention von der betroffenen Person gewünscht ist.

Sofern die betroffene Person eine Intervention wünscht, wird der Fall dann von der Anlaufstelle an das Interventionsteam weitergeleitet (siehe 2. Intervention).

Auch bei Fragen zum Umgang mit Vermutungen und zur Reaktion auf entsprechende Fragen durch Teilnehmende von Mensa-Veranstaltungen hilft die Anlaufstelle. Alle, die sich lieber an eine externe Anlaufstelle wenden möchten, finden unten auf dieser Seite Informationen zu N.I.N.A. e. V.

Mobil:  0178 / 82 86 225

Wir sind ehrenamtlich tätig, daher ist das Telefon nicht 24h täglich besetzt.

Solltest du niemanden erreichen, sprich bitte auf die Mailbox oder sende gern einen Terminwunsch per Mail an

Email: gewaltfrei@mensa.de

Das Team

Wolfgang Stein

Wolfgang hat einen Magister in Psychologie und Pädagogik sowie eine Weiterbildung in Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. Er ist Gründungsmitglied des Deutschen Kinderschutzbundes des Landes Sachsen-Anhalt, dessen Landesvorsitzender er von 1994 bis 2006 war. Seit Oktober 2021 ist er außerdem Mitglied der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Bistum Magdeburg.

Bei Mensa war Wolfgang als LoCo Magdeburg und Gründungs-LocSec Sachsen-Anhalt aktiv.

Wolfgang ist unter gewaltfrei@mensa.de erreichbar. Er übernimmt vorwiegend die Betreuung der Kinder und Jugendlichen.

Maya Zimmermann

Maya hat früher als Assistenzärztin in der Neurologie, Psychiatrie und Psychosomatik gearbeitet. Sie verfügt außerdem über eine Ausbildung in Traumatherapie.

Seit April 2020 studiert Maya Sexologie, wo sie sich mit Sexualberatung, insbesondere im Hinblick auf selbstbestimmte Sexualität verbunden mit sexueller Gesundheit auseinandersetzt.

Bei Mensa ist Maya seit 2006 Testleiterin in Düsseldorf und war dort auch fast fünf Jahre lang LocSec.

Maya ist unter praevention@mensa.de erreichbar und übernimmt vorwiegend die Betreuung der Erwachsenen, unterstützt von Liz Riemann für den Mensa-Youth-Bereich (Junge Erwachsene)..

Hilfe-Telefon sexueller Missbrauch

Mensa empfiehlt als externe Beratungsstelle das „Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch“ des Vereins N.I.N.A. e. V. (www.nina-info.de).

Das Hilfe-Telefon ist eine bundesweite, kostenfreie und anonyme Anlaufstelle für Betroffene von sexueller Gewalt. Außerdem können auch Angehörige sowie Personen aus dem sozialen Umfeld von Betroffenen, ehrenamtlich Aktive und alle Interessierten das Hilfe-Telefon in Anspruch nehmen. Falls ihr ein persönliches Gespräch bei einer Anlaufstelle vor Ort möchtet, hilft euch das Hilfe-Telefon bei der Suche nach einer geeigneten Institution.

Die Beratenden am Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch sind über unseren Verein und die Vorkommnisse grundlegend informiert. Die Beratung ist absolut vertraulich. Daten werden nicht weitergegeben. Menschen, die sich beim Hilfe-Telefon melden, müssen weder ihren Namen noch ihren Wohnort nennen. Weitere FAQs zum Angebot findet ihr unter  www.hilfe-telefon-missbrauch.de.

Um mehr über das Hilfe-Telefon zu erfahren und Fragen zum Angebot stellen zu können, planen wir, Mitarbeitende des Hilfe-Telefons in absehbarer Zeit zu unseren Veranstaltungen einzuladen.

Hilfe-Telefon: 0800 / 22 55 530

Sprechzeiten:

Mo., Mi. & Fr.: 9.00-14.00 Uhr
Di. & Do.: 15.00-20.00 Uhr

Online Beratung (per Mail oder Video-Chat):
www.hilfe-telefon-missbrauch.online

Besondere Konzepte für Kinder & Jugendliche

Wir sind uns unserer besonderen Verantwortung beim Veranstalten von Seminaren und Ferienfreizeiten für Kinder & Jugendliche bewusst.

Für Beutreuungspersonen auf KiJu-Camps gibt es daher klare Richtlinien. Auch bei der Auswahl der Betreuenden schauen wir genau hin. Bevor sie mit Minderjährigen arbeiten dürfen, müssen sie ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, eine Präventions-Schulung absolvieren und einen Verhaltenskodex unterzeichnen, der verantwortungsbewusstes und respektvolles Handeln sicherstellen soll.

Details zu den Vorgaben für unsere Aktiven auf den Camps haben wir auf der Seite Präventionsarbeit KiJu-Camps zusammengestellt.

Auf einer weiteren Unterseite sind Informationen für Eltern von teilnehmenden Kindern & Jugendlichen zu finden.

Mitgliedschaftsüberprüfung

Die Aufnahme bei Mensa in Deutschland basiert ausschließlich auf getesteter Hochbegabung. Dennoch haben wir eine zusätzliche Schutzregelung für ehemalige Mitglieder eingeführt. Möchte eine solche Person erneut beitreten, muss ihr Antrag vom Vorstand geprüft und genehmigt werden. So stellen wir sicher, dass Personen, die aufgrund  ihres Verhaltens ausgeschlossen wurden, nicht ohne sorgfältige Prüfung zurückkehren können.

Sicherheit auf Veranstaltungen

Vertrauensteam

Mensa in Deutschland möchte möglichst vielen Mitgliedern die Teilnahme an Veranstaltungen ermöglichen. Als eine Möglichkeit zur Unterstützung wurde das Vertrauensteam eingeführt. Die Vertrauenspersonen stehen als Ansprechpersonen zur Verfügung, wenn sich Mitglieder auf Veranstaltungen in irgendeiner Situation unwohl oder unsicher fühlen. Sie sind auch bei Fällen von unangemessenem Verhalten wie unerwünschtem körperlichem Kontakt, beleidigenden Äußerungen, Mobbing, Sexismus, Rassismus oder anderen Grenzverletzungen ansprechbar.

Die Vertrauenspersonen werden zu Beginn der Veranstaltung vorgestellt und sind während ihrer Einsatzzeit durch einen Button erkennbar, den sie sichtbar tragen.

Das Vertrauensteam sieht sich als emotionale Unterstützung bei Veranstaltungen. Die Mitglieder sind keine Security und sprechen selbst keine Sanktionen aus. Die Mitglieder sind auch keine Sanitäter und Therapeut/-innen. Sie haben aber Kontakt zu allen diesen Stellen und können bei Bedarf und ausdrücklichem Wunsch Hilfe vermitteln. Sie lassen niemanden allein mit seinen Sorgen.

Ruheraum

Der Ruheraum dient Menschen als Rückzugsort, die einen reizarmen Ort suchen. Teilnehmer von Veranstaltungen sind herzlich eingeladen, wenn sie sich zurückziehen und/oder beruhigen möchten. Dies kann in Begleitung oder alleine erfolgen.

Im Ruheraum gelten bestimmte Regeln: Sich Abstand gewähren, Gespräche leise führen, den Raum nicht zweckentfremden und immer offen halten.

2. Intervention

Das Interventionsteam ist ein Angebot von Mensa. Es kann bei Grenzverletzungen, Übergriffen oder gravierenden Vorfällen wie Missbrauch, Gewalt aktiv werden und in solchen Fällen die weitere Betreuung übernehmen.

Das Interventionsteam wird in der Regel tätig, wenn ein Fall gemeldet wird. Der vorgesehene Weg dafür ist ein Gespräch mit den Ansprechpersonen (siehe Ziel Prävention) und der geäußerte Wunsch nach Intervention.

Das Interventionsteam spricht dann in der Fallbearbeitung mit der betroffenen Person, der beschuldigten Person und gegebenenfalls weiteren Beteiligten, um die Schwere des Falls in eine der folgenden 5 Stufen einordnen zu können, die auch jeweils zugehörige Reaktionen beinhalten:

  1. Grenzüberschreitung 
    Eine Grenzüberschreitung meint das i.d.R. unabsichtliche Verhalten, das persönliche (oder institutionelle) Grenzen überschreitet. Dies kann z. B. durch Unkenntnis der Grenze des Gegenübers, durch eigene Unzulänglichkeiten, die Grenze anderer wahrzunehmen oder sie zu achten, durch Missverständnisse oder durch kulturelle/religiöse Unterschiede zwischen den Beteiligten geschehen.

  2. Grenzverletzung
    Eine Grenzverletzung ist dem Versehen ähnlich. Der Vorfall ist vergleichbar, etwa wird der Intimbereich einer Person gestreift oder jemandem auf die Füße getreten. In diesem Fall kommt aber der Umstand hinzu, dass die betroffene Person eine Verletzung der eigenen Grenze wahrnimmt und diese Verletzung kommuniziert.

  3. Übergriff
    Ein Übergriff ist eine Grenzverletzung, die im Bewusstsein der bestehenden Grenze absichtlich begangen wird, beispielsweise um eine sexuelle Handlung vorzunehmen oder das Opfer zu demütigen oder bloßzustellen.

  4. Missbrauch/Gewalt
    Missbrauch meint das Ausnutzen einer besonderen Beziehung, bei dem für die übergriffige Person ein Vorteil zum Nachteil des Opfers entsteht. Gewalt meint den Einsatz von physischem oder psychischem Zwang, um einer anderen Person gegen ihren Willen Schaden zuzufügen und sie dem eigenen Willen zu unterwerfen. Bei sexualisierter Gewalt wird Sexualität als Mittel zur Gewaltausübung missbraucht.

  5. Kenntnis von Vorfällen außerhalb von Mensa
    Hierbei geht es um den Umgang mit Fällen, die dem Interventionsteam außerhalb von Mensa bekannt werden.

 

Details zur Arbeit des Interventionsteams findet ihr auch in der Betroffeneninformation, die ihr ausdrucken und weitergeben könnt: Betroffeneninformation_Intervention-V1.0.pdf.

3. Aufarbeitung: Institutionell und individuell

Durch ein ehemaliges Mitglied unseres Vereins hat es bei Mensa sexualisierte Gewalt gegeben.

Aus diesen Taten hat Mensa als Organisation und haben die Mitglieder und der Vorstand viel gelernt.

Wir haben dokumentiert, was geschehen ist.
Wir haben die Maßnahmen der Prävention verbessert und vor allem unser institutionelles Schutzkonzept gestärkt.

Mensa hat jetzt ein Interventionsteam, das nach Gewalttaten jeder Art betroffenensensibel vorgeht und entschieden gegenüber Tätern und Täterinnen handelt. Damit ist ein wesentlicher Teil institutioneller Aufarbeitung geleistet. Sie bleibt eine Unvollendete.

Mensa hat zudem Beratung und Hilfe für Betroffene eingebunden. Ihnen steht das Beratungstelefon von N.I.N.A. zur Verfügung. Und für Betroffene hat Mensa eine externe Begleitung über die Deutsche Gesellschaft für Prävention und Intervention (DGfPI) beauftragt.

Monika Bormann, psychologische Psychotherapeutin und Traumatherapeutin hat  diese Aufgabe übernommen. Sie begleitet Betroffene bei der individuellen Aufarbeitung und ist auch weiterhin unter monika.bormann@t-online.de erreichbar.

Sofern du also über etwas sprechen möchtest, das im Zusammenhang mit aktuellen Übergriffen und Gewalttaten oder mit den Missbrauchsvorfällen bei den KiJu Camps durch einen ehemaligen Betreuer steht: Melde dich  sehr gerne! Ob selbst betroffen, Zeugin, einfach Teilnehmer oder sekundärbetroffen durch das, was danach an Kommunikation im Verein passiert ist, ist dabei unerheblich.